Der Vorsitzende des rheinland-pfälzischen Landkreistages, Landrat Achim Schwickert, sieht den aktuellen Handlungsdruck für Bildungsakteure in den Landkreisen zum einen im Schließen von coronabedingten Lücken in den Bildungsbiografien der Schülerinnen und Schüler, die auch mit Akteuren außerhalb des allgemeinen Schulwesens unterstützt werden könnten. „Die Herausforderung besteht in einem zweiten Bereich gerade aktuell vor dem Hintergrund vieler Geflüchteter vor dem Krieg in der Ukraine, so dass hier wieder viele Kinder und Jugendliche in das Schulwesen integriert werden müssen und sie besteht zum dritten darin, die Digitalisierung auch im Bildungsbereich angemessen zu unterstützen“, so Schwickert.
Beate Kimmel, Bürgermeisterin der Stadt Kaiserslautern machte klar: „Die Chance von non-formaler und informeller Bildung haben wir für die Kommune erkannt und nutzen diese aktiv.“ Die finanziellen Möglichkeiten einer Stadt dürfen hier in ihren Augen keine beschränkenden Faktoren sein. „Bildung als gemeinsame Zukunftsaufgabe drängt sich als Pflichtaufgabe auf“, zeigte sich Kimmel überzeugt.
Die Leiterin der Transferagentur, Dr. Katja Wolf, machte deutlich, dass Strukturen eines datenbasierten kommunalen Bildungsmanagements die Resilienz der Kommunen erhöhen und ihre Handlungsmöglichkeiten erweitern. „Die Notwendigkeit einer kommunalen Bildungssteuerung ergibt sich aber nicht nur aus den aktuellen Herausforderungen. Eine kommunale Steuerung von Bildung bringt die Vielzahl der Angebote und die Nachfrage zusammen und sorgt dafür, dass die gewünschte Wirkung von Bildungsmaßnahmen erzielt wird,“ so Wolf. „Das aktuelle Förderprogramm ‚Bildungskommunen‘ bietet eine gute Chance, die Herausforderungen im Bildungswesen mit einem kommunalen Bildungsmanagement anzugehen,“ so Wolf weiter.
Dr. Kirsten Witte von der Bertelsmann Stiftung betonte, dass die Kommunen vor vielen Herausforderungen stehen, und appellierte an die Teilnehmenden: „Sparen ist teuer! Es ist besser, man investiert am Anfang der kindlichen Karriere, weil es sonst später für den Staat sehr teuer wird,“ so Witte. „Kleine Maßnahmen haben mitunter große Wirkung. Eine Steuerungsleistung, beispielsweise im Sinne einer Kita-Durchmischung, kostet wenig Geld.“ so Witte weiter.
Die Erfolge der Bildungssteuerung sind für Oberbürgermeister Marc Weigel aus Neustadt an der Weinstraße eng mit der Verstetigung des Bildungsbüros verzahnt: „Die Demokratiestadt Neustadt an der Weinstraße nimmt sich dem Thema Demokratieförderung intensiv an. So geht auch unser erstmals ausgelobter lokaler Demokratiepreis an eine Förderschule, die sich stark in der Demokratieerziehung engagiert.“ Es sei unbezahlbar, welche Energie die Koordination des Bildungsbüros in Neustadt freisetzen konnte. „Was wir jetzt nicht unternehmen, bekommen wir später zu spüren. Es hat sich absolut ausgezahlt“, erklärt Oberbürgermeister Weigel.
Die Transferagentur
Die Transferagentur RLP-SL berät Landkreise und kreisfreie Städte in Rheinland-Pfalz und dem Saarland beim Auf- und Ausbau ihres Bildungsmanagements vor Ort und unterstützt sie durch verschiedene Qualifizierungs- und Austauschformate. Sie wird finanziert im Rahmen der bundesweiten „Transferinitiative Kommunales Bildungsmanagement“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Getragen wir die Transferagentur von einem Verein mit Sitz in Trier, dem neben Landesministerien auch alle kommunalen Spitzenverbände sowie Kommunen und Stiftungen angehören.