Wie die Entwicklung eines zukunftsfähigen Gewerbegebietes umgesetzt werden kann, zeigt der im Landkreis Birkenfeld gelegene Ökompark Heide-Westrich. Die Planung des Gewerbegebietes an der Autobahn 62 begann erstmalig bereits Ende der 1990er Jahre. Die Planungen wurden im Jahr 2016 durch den heutigen Bürgermeister der Verbandsgemeinde Baumholder und Verbandsvorsteher des Ökomparks Heide-Westrich, Bernd Alsfasser, wieder aufgenommen.
Ökonomische Folgekosten mitdenken
„Gleich zu Beginn haben wir uns dafür entschieden, nicht nur die Investitionskosten zu betrachten. Wir wollten von Anfang an mögliche Folgekosten mitdenken, die beispielsweise bei Starkregen oder Hitze aufkommen”, so Projektmanager Werner Backes von der WPW GmbH. Damit greife man verschärften Rechtsvorschriften und steigenden CO2-Abgaben vor und biete den Unternehmen einen attraktiven Standort, für den man leichter Fachkräfte gewinnen könne. „Zukunftsorientierte Unternehmen müssten eigentlich auf der Suche nach genau solchen Angeboten sein”, meint Verbandsvorsteher Alsfasser.
Nach fünfjährigen Verhandlungen kam die Zusage für das ausschlaggebende Puzzlestück des Ökomparks aus Berlin, als das Bundesverkehrsministerium den Beschluss fasste, eine Anschlussstelle an die Autobahn 62 zu bauen. Während für den südlichen Teil des insgesamt etwa 109 Hektar großen Ökomparks seit 2002 Baurecht besteht, befindet sich der Bebauungsplan für den nördlichen Teil momentan in einer frühzeitigen Beteiligungsphase. „2026 soll mit dem Bau der Anschlussstelle begonnen und 2027 fertig werden. Anschließend sollen erste Abschnitte bedarfsgerecht erschlossen werden”, sagt Alsfasser.
Der Entwurf des Bebauungsplanes umfasst ambitionierte klimarelevante Festsetzungen. Im Ökompark sollen fossile Brennstoffe ausgeschlossen, 80 Prozent der Dachflächen mit Photovoltaik ausgerüstet, Dächer und Fassaden begrünt und die regenundurchlässige Versiegelung minimiert werden. Zur Abschirmung des östlich anliegenden Ortes Rückweiler ist eine grün gestaltete Parklandschaft angedacht. Der „Klimagarten” dient zudem als Ausgleichsfläche, die für das Auffangen von Wasser bedeutsam ist.
Wie ernst man es mit der Umsetzung meint, zeigt, dass der Ökompark mittlerweile alle Flächen gekauft hat, die nicht den beteiligten Kommunen gehören. „Die Eigentumsverhältnisse sind eine wichtige Stellschraube zur Feinjustierung für die Nachhaltigkeit”, erklärt der planende Ingenieur Hugo Kern von der Kernplan GmbH. Nur so könne man über das Baurecht hinausreichende Festlegungen vertraglich fixieren, bei denen man beispielsweise anhand eines Punktesystems auf die Bedürfnisse der Unternehmen eingehen könne.
Kommunen erhalten Beratung
Bei der Energieagentur Rheinland-Pfalz berät Michael Braun Kommunen zu klimagerechten Gewerbegebieten: „Je früher, desto besser lassen sich klimarelevante Eckpfeiler in ein Gewerbegebiet einplanen”, sagt Braun. Begonnen wird die Planung eines Gewerbegebietes in der Regel mit einem städtebaulichen Konzept. Mit dem Konzept wird dann in der Region für das Vorhaben geworben.
„Mit einer ansehnlichen Grünstruktur und klimawirksamen Auflagen lassen sich wichtige Anspruchsgruppen besser von einem Gewerbegebiet überzeugen”, so Braun, der zuvor in Planungsbüros tätig war. Von Schönfärberei rät der Raum- und Umweltplaner jedoch ab: „Werben sollte man nur mit rechtssicheren und umsetzbaren Maßnahmen, da Enttäuschungen zu späteren Zeitpunkten das Projekt oder den Ruf der Protagonisten gefährden können.”
Manchmal geht es auch im Bestand
Gewerbegebiete können entweder neu auf bislang unbebauten Flächen geplant oder im Bestand entwickelt werden. Wenn bestehende Gewerbegebiete erweitert oder Industriebrachen revitalisiert werden, entfällt der ökologische Nachteil des Flächenverbrauchs.
„Ein klimagerechtes Gewerbegebiet im Bestand ist ökologisch vorteilhaft. Es ist jedoch nicht in allen Fällen machbar”, erklärt Braun. Die Entwicklung im Bestand könne scheitern, wenn beispielsweise die verfügbare Bestandsfläche oder die Verkehrsanbindung nicht ausreicht oder der Schallschutz von Anwohnenden nicht darstellbar ist.
Dass klimagerechte Gewerbegebiete im Bestand möglich sind, zeigt das Industriegebiet des Nähmaschinenherstellers Pfaff in Kaiserslautern. Aus dem Pfaff-Areal ist ein modernes Mischgebiet entwickelt worden, in dem Magerwiesen, Gründächer, begrünte Fassaden oder Solardächer ab 20 m2 zur Pflicht geworden sind.
Auskunft zum Ökompark gibt der Verbandsvorsteher des Zweckverbandes Ökompark Heide-Westrich, Bernd Alsfasser, Tel.: 06783 - 8110, E-Mail: buergermeister@vgv-baumholder.de.