Ein mäandernder Bachlauf mit intakter Bachlandschaft, ein natürlicher Auenwald, vielfältige Flora und Fauna – das ist das Bild, dass die Planer und Macher der Moosalb-Renaturierung vor Augen haben. Und diesem Ziel kommen die Akteure Schritt für Schritt näher. Auch wenn es erst einmal eine Abkehr von der Idylle bedeutet: Zunächst mussten im vergangenen Jahr zahlreiche Douglasien und Fichten weichen, um Platz zu schaffen für die Wiederherstellung des natürlichen Auenwaldes. Denn der vor rund 50 Jahren gepflanzte Nadelwald war weder standortgerecht noch klimaresilient und zusätzlich von Borkenkäferbefall geplagt.
Im kommenden Herbst sollen auf der nun freien Fläche zahlreiche neue Sträucher und Bäume gepflanzt werden. „An Stelle der nicht standortgerechten Nadelgehölze wird ein artenreicher Mischwald mit verschiedenen Laubhölzern entstehen. Als erste Teilmaßnahme pflanzen wir in leichter Hanglage Baumarten wie Bergahorn, Spitzahorn, Esche und Ulme. Und seitlich des Radwegs wachsen künftig unterschiedliche Straucharten“, erklärt Revierleiter Christoph Wagner von den Landesforsten Rheinland-Pfalz. In einem zweiten Schritt werden entlang des Bachlaufs in der Talaue vorwiegend Erlen gepflanzt. Der Sinn dieser Maßnahmen: Der Wald wird an den natürlichen Auenwald und die sich verändernden klimatischen Bedingungen angepasst, die Biodiversität steigt, es kann mehr Licht eindringen.
Bis die Früchte dieser Arbeit sichtbar werden, ist jedoch Geduld gefragt: „Bis der Wald wieder ein richtiger Wald ist, dauert es rund zehn Jahre“, so Wagner. Aber: „Schon nach einigen wenigen Jahren wird man die Fortschritte sehen.“
Von der „Autobahn“ zum mäandernden Bachlauf
Die Waldumbaumaßnahme läuft in Kombination mit der Renaturierung der Moosalbe auf einer Länge von 1,8 Fließkilometern. Ziel ist es, die Moosalbe so zu gestalten, dass sie für die Wirkungen des Klimawandels, insbesondere Trockenphasen, Extremabflüsse sowie die Erhöhung der Wassertemperatur besser gerüstet ist.
In der Vergangenheit wurde der Bachlauf sehr stark begradigt und dorthin verlegt, wo er Rad- noch Wirtschaftswegen, der Kläranlage oder land- und forstwirtschaftlicher Nutzung am wenigsten im Wege war. Durch die Begradigung und Verengung des Bachbetts hat sich die Fließgeschwindigkeit deutlich erhöht und das Bachbett vertieft. Aktuell ist die Lebensraumqualität für die Tierwelt im und am Bach deshalb sehr eingeschränkt und es existiert kaum Artenvielfalt. Das soll sich ändern – der stark begradigte Bach wird nach der Maßnahme wieder mäandrieren. Abschnitte des alten Bachbettes bleiben als Altarme erhalten, Steinschüttungen sorgen für die Umleitung des Baches in das neue Bett und einen Rückstau am Ende der Altarme, die durch Sickerfenster weiterhin von Wasser durchströmt werden.
Die Moosalbe wird nach Einschätzung von Planer Andreas Durawa bereits nach einem halben bis einem Jahr ein gutes ökologisches Gewässer sein, denn „sie läuft ja direkt nach den Erdbewegungen im richtigen Bachbett, die Mäander sind direkt nach Bauende da und die Renaturierung erfolgt sozusagen von selbst“.
Hochwasserschutz inklusive
„Das Tolle an diesem Projekt ist die geringe Einschnitt-Tiefe des Gewässers. Die Sohle der Moosalbe liegt recht hoch, sodass der Höhenunterschied am Ufer bei nur einem bis 1,5 Metern liegt. Damit kann die Uferböschung relativ einfach abgeflacht und das Gewässer mit der Aue verknüpft werden“, erklärt Durawa.
Die Auenlandschaft bietet künftig nicht nur Lebensraum für viele Arten, sondern dient auch als „Schwamm“: Bei Hochwasser kann die Moosalbe sich bis zu 15 Meter in die Breite ausdehnen. Die Aue nimmt dann das Wasser auf und ist in Trockenzeiten ein wichtiger Wasserspeicher.
Felix Leidecker, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Waldfischbach-Burgalben betont die Vorteile für die Gemeinden entlang der Moosalbe: „In der Ortslage Waldfischbach-Burgalben gibt es immer mal wieder Hochwasser. Das rührt daher, dass das Wasser in der begradigten Moosalbe in hoher Geschwindigkeit und ungebremst in den Ort schießt. Deshalb ist es uns sehr wichtig, dass der ursprüngliche Bachlauf mit den Mäandern, aber auch die Auenlandschaft wiederhergestellt werden. Denn dann wird der Bach entschleunigt und kann sich in der Auenlandschaft weit ausbreiten, sodass die Aue einen großen Teil des Wassers aufnimmt und es erst gar nicht im Ort landet“.
Ein weiterer schöner Nebeneffekt: Das bislang recht dunkle Tal wir sehr viel schöner, sonniger und freundlicher. Was natürlich auch unter touristischen Aspekten und für die Naherholung ein Gewinn ist.
Insgesamt sind rund 1,7 Mio. Euro an Kosten für das Projekt veranschlagt. 90 Prozent der Kosten für die Renaturierung der Moosalbe werden über die „Aktion Blau Plus“ des Landes finanziert. Die Stiftung Natur und Umwelt (SNU) bezuschusst mit bis zu 147.000 Euro den Waldumbau – so hoch wurden die Kosten dafür geschätzt.
Weitere Informationen gibt es bei Felix Leidecker, Bürgermeister VG Waldfischbach-Burgalben, unter der Telefonnummer 06333 / 925-101 oder per E-Mail: felix.leidecker@waldfischbach-burgalben.de